Ich arbeite im Büro mit seit Juli 2021. Davor habe ich mein ganzes Leben lang bei einer Bank gearbeitet und im Februar 2020 durfte ich in Rente gehen. So ziemlich der ungünstigste Augenblick, würde ich sagen, oder? Ich habe den Rentenbeginn noch gefeiert mit einer Woche Willingen, natürlich bei Bott gebucht – eine Woche später ging wegen Corona gar nichts mehr. Na toll, da bin ich in Rente, habe alle Zeit der Welt und kann nichts unternehmen. Noch nicht mal meine Enkelin konnte ich sehen – naja, ihr wisst ja alle selbst, wie diese Zeit war. Vieles hab ich schon wieder vergessen, aber ich weiß noch, dass es mir wie vielen erstmal nicht gut ging mit all den ja nötigen Einschränkungen.
Noch nicht direkt. Ein Jahr später war Corona ein bisschen auf dem Rückzug. Ich hatte ja schon viele Reisen mit Bott gemacht, kannte Birgit Lenz auch privat und sagte in jener Zeit mal zu ihr: „Ist toll, dass es wieder losgeht, oder? Da seid ihr bestimmt froh?“ – und ja, natürlich waren sie froh, aber Birgit meinte auch: „Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht – es ist grad sehr, sehr viel zu tun und wir haben eine unbesetzte Stelle.“ Da gab es Arbeit, ich hatte Zeit und Lust, wir mochten uns – und schwupps, gehörte ich zum Team.
Ja. Ich lebe schon länger allein und als 2008 Irland im Katalog war, habe ich es gewagt. Das war mein Ding, da wollte ich auch gar niemanden als Begleitung fragen. „Das machst du mal ganz allein“, hab ich mir gesagt. Dabei habe ich dann festgestellt, dass Busreisen gerade für Alleinstehende ideal sind, du hast immer jemand bei den Mahlzeiten, kannst dich aber auch zurückziehen und für dich sein und wenn genug Platz im Bus ist, hast du da sogar einen Zweier-Sitz für dich. Auf dieser Reise hatte Alex Praml die Reiseleitung und so haben wir uns kennengelernt. Damals (sie lacht schelmisch) konnte ich mich noch damit schmücken, zu den jüngsten im Bus zu gehören. Die Zeiten sind jetzt auch langsam vorbei!
Das kann man so sagen, ja. Ich habe dann einige Tagesfahrten mitgemacht. Meine Highlight-Reisen waren 2010 Schottland, 2011 Südengland. 2012 war Norwegen angedacht, wurde aber storniert und fand 2015 statt. Diese nordische Kombi mit Dänemark war wirklich auch traumhaft. 2017 dann Gardasee und auf der Reise habe ich Birgit etwas besser kennengelernt.
Mal so, mal so. Als es nach Schottland ging, fragte mich eine Freundin, ob ich sie mitnehmen würde. Ich sagte: „Ja, wenn ich mir kein Zimmer mit dir teilen muss.“ Sie war glaub ich ein bisschen brüskiert, aber hat es gut akzeptieren können. Mit ihr verreise ich gern und habe mir auch schon auf Kreuzfahrten eine Kabine geteilt. Und wenn es bald nach Schweden geht, teilen wir uns auch ein Zimmer, das macht bei dieser Reise schon einen deutlichen Preisunterschied aus. Da kommen dann auch noch zwei andere Freundinnen mit. Aber wenn es bezahlbar ist, gönne ich mir den Luxus eines Einzelzimmers schon gern.
Ja! Bei einer meiner ersten Reisen habe ich zum Beispiel Rita kennengelernt. Sie wohnt in Karben, wir sehen uns privat fast nie, aber halten Kontakt über WhatsApp und sobald der Katalog draußen ist, verabreden wir uns für die nächsten Reisen.
Das klappt total gut. Ich sage das auch immer ganz offen: „Ja, ich bin die, die ab und zu ans Telefon geht, aber auf dieser Reise hier bin ich privat.“ Das verstehen immer alle und können das sehr gut trennen.
Meist bin ich an den Freitagvormittagen für ein paar Stunden da, übernehme dann das Telefon und all die Sachen, die aufwändig sind und für die die anderen keine Zeit haben. Etwa Details bei den Reisegästen abzufragen in Sachen Speisenvorlieben. Buchungen entgegennehmen. Reisegruppen durchtelefonieren, wenn es noch wichtige Informationen gibt. Ich mag das alles gerne, denn ich habe viel Kontakt mit den Reisegästen und finde es immer sehr spannend, welche Wünsche und Ansprüche so an mich herangetragen werden. Und ich mag die Herausforderung, möglichst viele zu erfüllen und mit denen der anderen Gäste auf einen Nenner zu bringen.
Naja, das häufigste ist die Zimmerausstattung, dass etwa eine Dusche statt einer Badewanne gewünscht wird oder umgekehrt. Oder wenn Frau Meier gern das Zimmer neben Frau Müller hätte. Alles kannst du nicht berücksichtigen, aber wir versuchen es.
Genau, das Hotel bekommt eine Liste, auf der alle Wünsche der Kund:innen vermerkt sind. Wie ernst diese Wünsche vor Ort genommen werden, ist von Hotel zu Hotel unterschiedlich. Aber klar, wenn jemand aus körperlichen Gründen eine Dusche möchte, weil er oder sie es nicht mehr schafft, in eine Badewanne zu klettern, dann wird das immer ernstgenommen.
Manchmal auch Montags für zwei Stunden, dann hat Birgit ein bisschen Freiraum. Mehr als drei Leute können ja sowieso nicht gleichzeitig im Büro arbeiten, wir haben ja nur drei Arbeitsplätze. 😊
Ach so – und der Schaukasten vorne an der Straße gehört übrigens auch noch zu meinen Aufgaben. Den mache ich ehrlich gesagt nicht soooo supergern, ich bin einfach nicht so der Deko- und Blümchentyp, um das besonders schön herzurichten. Deshalb ist der Schaukasten wohl etwas nüchterner geworden in der letzten Zeit…aber naja, er ist ja schließlich zum Informieren da, gell? Und die Leute bleiben trotzdem stehen und lesen unsere Aushänge.
Hagen und ich haben heute morgen rumgeflachst, was ich bei dem Interview sagen soll und ich meinte: „Ich sage natürlich, dass du der geduldigste, freundlichste, großzügigste Chef…“ – „Jetzt ist aber gut“, hat er mich lachend unterbrochen.
Ja, das stimmt, das ist er wirklich alles. Selbst im größten Stress. Nur wenn die Sonderwünsche der Mietbuskunden zu wild werden oder die Planungen zu oft geändert werden, dann verliert selbst er mal kurz die Geduld – was aber total verständlich ist, finde ich. Und mit Birgit verstehe ich mich sowieso total gut.
Ja, ist es auch. Die Chefs sind toll, meine Kollegin Monika auch. Ich wohne in Niederrad, bin in fünf Minuten im Büro und vor allem: Ich arbeite hier ja nicht, weil ich muss, sondern weil ich will. Bei der Bank hatte ich immer den Anspruch, mich voll einzubringen, alles zu machen und musste hier erstmal lernen, dass das nicht nötig ist. „Die Firma hat es schon vor mir gegeben, da brauchst du hier nicht den wilden Zampano zu spielen“, habe ich mir gesagt. Das halte ich nicht immer aus, aber ich rufe es mir in Erinnerung. Und Termine mit meiner Enkelin oder bei Ärzten gehen immer vor, was auch für alle ok ist. Es ist unglaublich familiär und nett bei Bott und wenn du mal überlegst: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich erfahre als erste von den Reisen und kann schnell buchen. Das ist richtig toll!