Bevor es losgeht, ein kleiner Tipp: Wer lieber schauen statt lesen will, kann sich meinen Bericht auch rein in Bildern anschauen. Das geht in vier Minuten hier.
Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt nach Willingen – im gemütlichen Bus, mit Bio-Pause und Umleitung wurden es gute drei Stunden, aber wir sind ja im Urlaub! Beim Hotel Hochsauerland 2010 angekommen, wurden unsere zwei Busse (insgesamt 77 Menschen hatten diese Reise gebucht!) bestens empfangen und direkt mit unserer Zimmernummer und den Aufklebern für das Gepäck versorgt. Dann konnten wir alle einen Kaffee trinken gehen oder direkt durch den Ort stöbern und sich die Beine vertreten, während unser Gepäck komfortabel aufs Zimmer gebracht wurde. Auch einen Eistee gab es in der Lobby als Begrüßung für uns!
Essenszeiten für jeden Biorhythmus
Wer noch vor dem bald möglichen Abendessen Hunger hatte, konnte sich mit einem Stück Kuchen oder anderen Kleinigkeiten vom Buffet im Speiseraum versorgen. Das Hotel hat seit Januar die Essenszeiten umgestellt – jetzt könnte man theoretisch rund um die Uhr essen, bis auf ein kleines Fenster zwischen 11 und 12 Uhr. Das Frühstück geht bis 11 h – was ich sehr entspannend finde. Davor lässt sich bestens eine Runde schwimmen oder laufen oder einfach mal so richtig ausschlafen. Mittagessen geht ab 12 Uhr los, später wird der Kuchen dazugestellt und dann gegen 16 Uhr das Buffet langsam zum Abendbuffet umgebaut, was um 16.30h eröffnet und bis 21 Uhr geht. Da wird wirklich jeder Biorhythmus fündig, oder?
Ich nahm ein frühes Abendessen zu mir und zog mich dann in mein gemütliches Zimmer zurück, mit einem tollen, großen Balkon. Für den war es zwar im Februar meist zu kalt, aber ein- bis zweimal am Tag stand ich schon dort, habe tief die gute Luft eingeatmet und die Aussicht genossen. Im Sommer lässt sich dort sicher herrlich lesen, sonnen und entspannen.
Hoch auf den Ettelsberg
Am nächsten Tag frühstückte ich spät und hatte schon alles dabei für den kleinen Ausflug, den ich vorhatte. Viele von unserer Gruppe hatten die gleichen Pläne: Es sollte hinauf auf den Ettelsberg gehen. Schnee lag keiner mehr bis auf den Kunstschnee auf den Pisten, zumindest sah es von unten so aus. Ich fuhr mit dem Kabinenlift nach oben (ca. 15 Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt) – übrigens, Tipp: mit der zu Beginn ausgehändigten Kurkarte gibt es für den Lift einen kleinen Rabatt. Und obwohl es deutlich billiger wäre, gleich das Rückticket mitzubuchen, kaufte ich optimistisch nur die einfache Fahrt, denn ich wollte runterlaufen. Im Lift belauschte ich die Skifahrer und Snowborder, die sich über die letzten tollen Tage mit Schnee und Sonne freuten.
Würstchen und Erbsensuppe im Bierglas - der Siggi halt
Oben angekommen gehört ja ein Besuch von Siggis Hütte zum Standardprogramm. Es soll dort eine ganz passable Erbsensuppe geben, im Bierglas mit reingestecktem Würstchen. Mir war das etwas zu viel Gaudi und Hunger hatte ich auch keinen, also habe ich Siggi ganz frech die kalte Schulter gezeigt und bin direkt auf den Aussichtsturm gestiegen. Na gut. Ok. Ich gebe es zu: Ich habe den Aufzug genommen. War zu verlockend.
Bei dem schönsten Panoramawetter gab es hier wirklich tolle Aussichten, auch wenn die Natur noch recht kahl war. Wieder unten umrundete ich den kleinen See, der der Wassertank für die Schneekanonen ist – und suchte dann den Weg zum Abstieg. Gefunden habe ich ihn zwar schnell, bin ihn aber den ersten Kilometer eher tapsend gegangen. Denn es lag hier sehr wohl noch Schnee, der aber immer wieder angetaut und gefroren war, so dass er eine harte und rutschige Kruste bekommen hatte. Und das bergab – da galt es vorsichtig zu sein.
Sprungschanze, Wildgehege und ein paar neue Schuhe
Heil erreichte ich die schneefreien Gefilde, schaute mir noch die berühmte Sprungschanze an und genoss dann den sonnendurchfluteten Wald, in dem mir nur wenige andere Wanderer begegneten. Als ich Willingen schon wieder direkt vor mir hatte, kam ich noch an einem Wildgehege vorbei, wo ich den Elch und die Rehe bewunderte, die sich etwas enttäuscht abwandten, als ich sie nicht füttern konnte.
Meine Wanderschuhe hatten sich auf dem Weg verabschiedet…die Sohle löste sich nach fünfzehn Jahren einfach ab. Wie gut, dass ich in einem Wanderort bin! Ich fand schnell den Laden mit der großen Auswahl, aber was für Preise! Für Marken-Wanderschuhe muss man ab 250 Euro ausgeben, wann ist denn das passiert? Ich entschied mich für ein Paar reduzierte No-Name-Schuhe und ging 90 Euro leichter aus dem Geschäft. Die neuen Schuhe lief ich gleich ein, schließlich sollte es am nächsten Tag wieder auf Wanderung gehen!
Gute Gespräche beim Abendessen
Im Hotel schaffte ich leider nur noch einen kurzen Sauna-Gang in dem wirklich wunderschönen Wellness-Bereich, bevor ich zur Gästebegrüßung um 16.30h musste. Es gab ein Glas Sekt und Frau Ester vom Hotel erzählte uns lauter interessante Dinge über den Ort und das Hotel.
Ich blieb dann gleich zu einem erneut frühen Abendessen und unterhielt mich angeregt mit einer anderen Dame, die ebenfalls allein reiste. Gern hätten wir dann noch ein Glas Wein zusammengetrunken und vielleicht hätte ich ihr sogar Canasta beigebracht, aber leider musste ich aufs Zimmer und noch ein paar Stunden arbeiten.
Zu Fuß auf den steilen, hohen Eimberg
Am nächsten Tag brach ich früher auf, denn ich eine große Wanderung geplant. Ohne Mogeleien wie Lift und so. Den Berg hinter dem Hotel, der ziemlich genauso hoch ist wie der Ettelsberg, hatte ich im Visier: Ich erklomm den Hohen Eimberg. Der Aufstieg war die Hölle, denn ich hatte mir die steilstmögliche Strecke herausgesucht. Der Vorteil: Nach 45 Minuten Stöhnen, Keuchen und Schnaufen hatte ich schon fast die finale Höhe erreicht – der Rest war ein 10 km langer Spaziergang. Mit besten Aussichten, unter blauem Himmel und Sonnenschein. Und in absoluter Ruhe. Als ich direkt nach meinem Aufstieg an einem Wanderparkplatz vorbeikam, stöhnte ich – hier hätte man also auch mogeln können. Naja, ich hatte ja eh kein Auto dabei und so fühle ich mich auch viel mehr wie eine Heldin. Die Heldin begegnete um diesen Parkplatz herum noch einigen Wander:innen, doch dann war sie in völliger Einsamkeit für die nächsten Stunden.
Ich ließ mich übrigens von der App Komoot führen, was ziemlich gut klappt. Auf dem Rückweg, gute zwei Kilometer vor dem Hotel, kehrte ich noch in die Pension Fernblick ein, wo mir die guten Waffeln empfohlen worden waren. Die waren wirklich richtig gut und die Bedienung lachte nur spöttisch, als ich sie verschwörerisch und mit dem Versprechen des ewigen Schweigens um das Rezept bat: „Das rücken wir ganz bestimmt nicht raus!“ Ok. War ja nur ne Frage.
Abenteuer auf dem Rückweg und dann Wellness
Ein kleines Abenteuer wartete noch auf mich auf den letzten Metern: ich hatte mir den Weg des geringsten Widerstands ausgesucht, also den, bei dem ich keine großen Höhen mehr zu überwinden hatte. Und genau der war nun wegen Baumfällarbeiten gesperrt. Ich spekulierte darauf, dass bei der untergehenden Sonne jetzt eh nicht mehr lange gearbeitet werden würde und machte mich langsam und vorsichtig auf den verbotenen Weg. Und richtig, bald hörte der Lärm der Motorsägen auf. Ich musste mich zwar ganz schön durch die gefällten Bäume kämpfen, die alle auf dem Weg lagen – aber es ist gut gegangen und ich kam glücklich und adrenalingeladen am Hotel an.
Heute aber Sauna mit mehr Zeit, bitte! Ich schlüpfte in den Hotel-Bademantel und ging nach unten. Es gibt dort eine heiße große Sauna mit automatischen (allerdings sehr schwachen und unspektakulären) Aufgüssen. Außerdem ein Dampfbad, einen Frischluft-Raum, diverse Duschen, ein Sanarium und ein Caldarium, aber da die mir nicht heiß genug sind, bin ich da nicht rein und kann nichts näheres darüber sagen. Auch die beiden Sprudelbadewannen habe ich nicht benutzt, aber sie sahen toll aus.
Nach der Sauna genoss ich die extrem gemütlichen Liegen im Ruheraum und vertiefte mich in mein Buch. Beim Abendessen war ich sehr erschöpft und ließ mir den Tag von den anderen berichten. Einige hatten eine kleine Busrundfahrt entdeckt, die wohl einmal die Woche (Mittwochs) stattfindet. Die war sehr interessant, der Fahrer engagiert und hat viel erzählt und gezeigt. Danach sind einige im Don Camillo eingekehrt. Das ist eine zum Restaurant umgebaute Kirche, muss also recht spektakulär sein und bei den Torten habe ich wohl wirklich was verpasst.
Alternativen für Willingen-in-und-auswendig-Kenner
Für den dritten Tag war das Wetter nicht so gut vorhergesagt, aber ich habe mir am Abend die ganzen Abenteuer meiner Mitreisenden erzählen lassen. Einige sind mit dem Zug ein ganzes Stück weggefahren, nämlich bis nach Frankenberg (gute Stunde entfernt). Sie waren sehr begeistert, es sei ein schöner kleiner Ort gewesen, mit tollen, gut erhaltenen oder restaurierten Häusern, bunten Türen und einem Rathaus mit mysteriösen Gestalten davor. Wieder andere sind mit dem Linienbus (ist auch in der Kurkarte enthalten) nach Korbach gefahren, wo es ebenfalls sehr nett war. Es gibt hier also noch einiges zu entdecken, wenn man Willingen selbst schon in- und auswendig kennt – und es ist auch gar kein Hindernis, selbst kein Auto dabeizuhaben. Die Touristen-Information muss jedenfalls recht hilfreich gewesen sein bei diesen Vorschlägen.
Am nächsten Morgen steht uns schon die Abfahrt bevor! Doch ich nutze nun endlich einmal den Pool und ziehe eine halbe Stunde meine Bahnen, was in dem 10x20 Meter großen Becken richtig Spaß macht. Das ist mal ein Hotel-Pool! Eine letzte Stärkung am Frühstückbuffet, der Koffer wurde wieder komfortabel abgeholt und in den richtigen Bus geladen. Gut erholt steigen wir alle in den Bus und stöbern direkt in den ausliegenden Katalogen, was wohl unser nächstes Ziel sein könnte!